Leben im Hier und Jetzt - Eva-Maria Schork

Leben im Hier und Jetzt:

Ein Appell gegen den Trend der permanenten Selbst­verbesserung

In meinem Erleben scheint der Drang zur ständigen Selbstverbesserung bei vielen Menschen allgegenwärtig zu sein. Auch ich habe in den letzten Jahren, gelöst von meinen Weiterbildungen, viele, viele Bücher zur Persönlichkeitsentwicklung gelesen. Der Markt ist überschwemmt mit unzähligen Ratgebern. Von denen viele wirklich wunderbar sind! Selbsthilfe-Podcasts und Workshops, die uns versprechen, die beste Version unserer selbst zu werden (ich strebe viel mehr nach der glücklichsten Version meiner selbst). Doch während Achtsamkeit und Selbstreflexion zweifellos wertvolle Werkzeuge sind, gibt es eine wachsende Gefahr, dass du dich im Streben nach Perfektion verlierst, deine wahren Bedürfnisse übersiehst und das eigentliche Leben an dir vorbeizieht.

Der Trend zur ständigen Selbstoptimierung

Der Trend zur ständigen Selbstverbesserung zeigt sich in vielen verschiedenen Formen: Von Diäten und Fitnessprogrammen, die durch Smartwatches überwacht werden, über Meditations-Apps bis hin zu Selbsthilfe-Literatur und Gewohnheitstrackern. Dieser unaufhörliche Kreislauf der Selbstoptimierung birgt die Gefahr, in die Falle zu tappen, ständig nach dem nächsten großen Erfolgs- oder Aha-Erleben zu suchen, anstatt den gegenwärtigen Moment zu genießen. Man verbringt unzählige Stunden damit, die neuesten Ratschläge und Methoden zu studieren und darüber nachzudenken, anstatt das Gelernte in die Praxis umzusetzen und das Leben wirklich zu leben. Die ständige Jagd nach Verbesserung kann dazu führen, dass man den Kontakt zu sich selbst und ins Hier und Jetzt verliert und die einfachen Freuden des Alltags übersieht. Anstatt zu akzeptieren, dass Perfektion unerreichbar ist, verschiebt man das eigene Glück immer wieder auf den nächsten Moment, der niemals kommt. Die Kunst des Lebens liegt jedoch darin, das Gleichgewicht zwischen Selbstverbesserung und Akzeptanz des gegenwärtigen Augenblicks zu finden und auch Momente zu erleben, die eben nicht perfekt sind.

Selbstannahme durch Achtsamkeit

Statt dich permanent zu verbessern, darfst du den Fokus auf Selbstannahme legen. Achtsamkeit ist ein kraftvolles Mittel, um diesen Weg zu beschreiten. Durch Achtsamkeit lernst du, dich selbst mit all deinen Stärken und Schwächen zu erkennen und zu akzeptieren. Es geht darum, im Moment präsent zu sein und dich selbst so zu sehen und zu zeigen, wie du wirklich bist, ohne den ständigen Drang zur Veränderung.

Einfach sein

Einfach sein

Es ist wichtig zu erkennen, dass du nicht immer alles durchdenken und reflektieren musst. Manchmal ist es vollkommen in Ordnung, einfach zu sein – ohne das ständige Bedürfnis, dich zu verbessern oder zu verändern. Das Leben besteht nicht nur aus Plänen und Strategien. Es ist oft das Unvorhersehbare und Spontane, das dir die wertvollsten Erfahrungen schenkt. Erlaube dir, Momente zu erleben, ohne sie oder dich dabei zu analysieren oder zu bewerten. Lebe was du fühlst und sage ruhig auch, was du denkst. Ohne es vorher hundert Mal durchzuspielen.

Du könntest beispielsweise einen Spaziergang in der Natur machen, ohne ein Ziel vor Augen zu haben, oder dich in ein Gespräch vertiefen, ohne daran zu denken, wie du darauf reagieren solltest, oder wie du wirken möchtest. Diese einfachen Momente des Seins sind oft die bedeutungsvollsten und helfen dir, eine tiefere Verbindung zu dir selbst und deiner Umgebung zu finden.

Authentisch leben

Bei aller Achtsamkeit darfst du nicht den Fehler machen, deine eigene Meinung, deine Grenzen oder Bedürfnisse zurückzuhalten. Es ist wichtig, authentisch zu sein und dir selbst treu zu bleiben. Achtsamkeit hilft dir, diese Authentizität zu bewahren und gleichzeitig wertschätzend mit dir selbst und anderen umzugehen. Sei mutig und klar in deiner Kommunikation, ohne dabei deine eigenen Bedürfnisse zu vernachlässigen. Denn das ist der Ursprung allen Stresses: Wenn du dich zu sehr anpasst, Teile von dir verbiegst oder verbirgst, Wünsche unterdrückst, ständig schluckst und zurücksteckst.

Authentisch zu leben bedeutet auch, dass du dir erlaubst, Fehler zu machen und aus ihnen zu lernen. Es geht darum, deine eigenen Werte und Überzeugungen zu erkennen und ihnen treu zu bleiben, selbst wenn das bedeutet, gegen den Strom zu schwimmen. Und sollte das mal schief gehen, weil du dich vielleicht im Ton vergriffen hast, als du für dich einstehen wolltest – so what! Wir sind alle Menschen. Entschuldige dich und mache es beim nächsten Mal anders. In einer Welt, die ständig nach Perfektion strebt, kann es eine mutige Entscheidung sein, einfach du selbst zu sein.

Aus dem Kopf ins Herz - und ins Leben

Das Leben will gelebt werden – nicht nur gedacht oder gelernt. Es geht darum, aus dem Kopf ins Herz und ins Leben zu kommen. Leg die Ratgeber ab und an auch mal zur Seite, schalte den Kopf aus und lass dein Herz sprechen. Geh raus ins Abenteuer, erlebe die Welt mit all ihren Facetten und genieße die Reise.

Du wirst feststellen, dass die wirklich wertvollen Momente die sind, die du mit offenen Augen und einem offenen Herzen erlebst (und dem Smartphone vergessen in der Tasche). Die Momente, die du erlebst, die Beziehungen, die du pflegst, und die Erfahrungen, die du sammelst, werden dich mehr prägen als jede Seite eines Ratgebers.

feingedrucktes

Der Trend der permanenten Selbstverbesserung kann dich leicht in einen Strudel aus ständiger Reflexion und Analyse ziehen. Doch das eigentliche Leben findet im Hier und Jetzt statt. Erlaube dir, einfach zu sein, und setze das Gelernte in die Tat um. Achtsamkeit hilft dir, authentisch und wertschätzend zu leben. Schalte den Kopf aus, höre auf dein Herz und geh raus ins Abenteuer des Lebens. Denn das Leben will gelebt werden.

Ich wünsch‘ dir eine feine Zeit und alles Liebe,
Eva-Maria